Training
03.11.2025
Auch Radsportler brauchen Krafttraining
©
Wie Gesundheitseinrichtungen vom Rad-Boom profitieren
Der Radsport boomt in Deutschland. Fast sechs Millionen Menschen fahren Rennrad. Knapp 4 Millionen Mountainbike. Dazu kommen noch Sportler in den Randdisziplinen Bahn sowie BMX. Betrachtet man die Teilnehmerzahlen bei Breitensportevents, so nehmen dort – je nach Veranstaltung – hunderte bis tausende Menschen teil. Auch ein neuer Lebensstil wurde geboren: Die Generation Z zeigt ein neues Trend- und Gesundheitsbewusstsein auf dem Renn- und Gravelbike. Die digitale Erfassung von Leistungsdaten und der permanente Vergleich auf Plattformen wie Strava oder Zwift befeuern darüber hinaus die Leistungsoptimierung.
Adäquates Krafttraining und Mobilitätsverbesserung sind Schlüsselbausteine für diese Optimierung. Fitness- und Gesundheitseinrichtungen können dabei mit maßgeschneiderten Angeboten für diese große Zielgruppe profitieren.
Ausdauerfähigkeit & Krafttraining
Die Leistung in Ausdauersportarten bildet sich aus der maximalen Leistung, die über eine bestimmte Distanz aufrechterhalten werden kann und dem Energieaufwand für eine bestimmte Renngeschwindigkeit (Mujika, Rønnestad & Martin, 2016). Es ist dabei unbestritten, dass ein Hypertrophie- und Maximalkrafttraining das Kraftniveau der antriebsrelevanten Muskulatur erhöht und die Ermüdungswiderstandsfähigkeit verbessert (Wagner, Mühlenhoff & Sandig, 2010).
Je nach Disziplin unterscheidet sich die Bedeutung der Maximal- und Explosivkraft. Bei Disziplinen, die eine schnelle Beschleunigung aus dem Stand, in Sprints und die Bewältigung steiler Anstiege voraussetzen, ist die Bedeutung enorm und bestimmend für den Wettkampferfolg. Bei Disziplinen, bei denen die Langzeitausdauer eine bestimmende Rolle spielt, hilft ein hohes Kraftniveau in der Endphase des Wettkampfes mit einer geringeren Muskelermüdung.
Positive Gesundheitsfolgen
Allgemein ist das Krafttraining jedoch auch für die Menschen gesundheitlich bedeutsam, die auch ohne Wettkampf den Fokus auf Ausdauertraining setzen. Extensives Ausdauertraining führt zu einer Abnahme des Muskelquerschnitts. Da die Skelettmuskulatur jedoch maßgeblich am Stoffwechsel des Körpers beteiligt ist, ergeben sich unter anderem eine bessere Regulierung des Blutzuckerspiegels sowie eine höhere Fettverbrennung in Ruhe, wenn eine höhere Masse vorhanden ist (McArdle, Katch & Katch, 2015). Alters- und lebensstilbedingtes Übergewicht haben somit geringere Chancen.
Mobilität & Flexibilität
Eine weitere Notwendigkeit für Radsportler ist ein adäquates Training der Mobilität und Flexibilität. Lange Zeiten auf dem Rad sorgen neben der eher sitzenden Lebensund Arbeitsweise für einen Rundrücken und verkürzte Hüft beuger. Diese wiederum verursachen dann Schmerzen in Nacken und Rücken. Darüber hinaus sorgt eine gute Flexibilität und Mobilität für Verbesserungen der Sitzposition. Folglich lassen sich Positionen fahren, die entweder aero dynamischer sind oder für höhere Kraftentfaltung sorgen (Burt, 2014).
Winterangebote für Radsportler
Fitness- und Gesundheitseinrichtungen, die die Zielgruppe der Radsportler gewinnen möchten, können mehrere Verkaufsstrategien in Betracht ziehen. Da Wettkämpfe im Radsport vorrangig über den Sommer stattfinden, fokussiert sich das Training abseits des Rads vorrangig auf die Wintermonate. Anzuraten ist das Angebot monatlich kündbarer Mitgliedschaften oder flexibler Kartenmodelle. Die meisten Einrichtungen haben sich dieser Notwendigkeit mittlerweile bereits aufgrund moderner Konsumgewohnheiten angepasst. Bei Mehrjahresverträgen sollten unbegrenzte Mitgliedschaftspausen möglich sein, damit sich Sportler ihre Mitgliedschaft an ihre Saisonplanung anpassen können.
Jedoch ist ein ganzjähriges Kraft- und Mobilitätstraining auch für Radsportler empfehlenswert, weswegen die Beratung gezielt in diese Richtung gelenkt werden sollte. Die meisten Sportler und Trainer haben dies ohnehin in ihre Trainingsplanung integriert.
Kooperationen mit dem lokalen Radsport
Daher lohnt es sich, gezielt Kooperationen mit lokalen Radsportclubs, -teams und -verbänden einzugehen. Maßgeschneiderte Betreuungsprogramme für Radsportler, besonders für Nachwuchsathleten, entlasten die Trainer sowie Sportler und stellen die Expertise der eigenen Fitnesstrainer in den Vordergrund. Kinder und Jugendliche stellen eine sinnvolle Zielgruppe dar. Zum einen ist eine Vielzahl in Radsportvereinen aktiv und zum anderen ist auch Krafttraining im jungen Alter in altersgerechtem Einsatz und unter Supervision sehr sinnvoll (McArdle, Katch & Katch, 2015). Der Vorteil für die Einrichtung liegt in der frühzeitigen Ansprache und Bindung, um die Mitgliedszahlen zu erhöhen.
Trainer mit Fachwissen gefragt
Es lohnt sich also, die eigenen Angebote an diese große Zielgruppe anzupassen. Ein Trainer mit Radsporthintergrund und explizitem Radsportwissen stellt die korrekte Ansprache und Umsetzung sicher, um Radsportler in Krafttraining zu betreuen. Im Idealfall hat dieser auch Kenntnisse, wie Krafttraining altersgerecht mit Kindern und Jugendlichen umzusetzen ist.
Angebote zur Wettkampfvorbereitung
Des Weiteren können In-Season und Out-Season-Angebote konzipiert werden, die Mitglieder auf spezifische Wettkampfziele vorbereiten. Der Fokus sollte hierbei auf dem Krafttraining und dem Muskellängentraining liegen. So können spezielle Langhantel- und Functional Training-Kurse für Radsportler angeboten werden, die sich an den speziellen Anforderungen der Disziplinen orientieren. Zudem sind spezielle Mobility-Kursangebote attraktiv, damit die Haltung und Sitzposition verbessert werden können. Es bieten sich in diesem Feld Kooperationen mit speziellen Einrichtungen an, die professionelles Bikefitting anbieten.
Mobility-Kurse können direkt in Anschluss an Spinning-Kurse stattfinden, die eine Bandbreite von Inhalten ab - bilden, die in der Winter-Vorbereitung für Radsportler gefragt sind. Dies geschieht in Abgrenzung zu den gängigen Spinning-Kursen, die eine breite Vielfalt von Teilnehmern mit unterschiedlichen Zielsetzungen ansprechen und für Entertainment sorgen. Eine geplante Progression der Kurse im Sinne einer gängigen Saisonvorbereitung von Grundlagenausdauer über Fahrtspiel bis hin zum Übergang in intensiveren Bereich passt optimal in die Trainingsplanung der gewünschten Zielgruppe.
Digitale Integration ermöglichen
Die digitale Integration, beispielsweise unter Verwendung der Plattform „Strava“, sollte zwingend berücksichtigt werden, da die Radsportcommunity auf dieser sehr aktiv ist. So können auf Strava Challenges erstellt werden, die Radsportler animieren, an den Kursen teilzunehmen. Ein Wettbewerb im Studio oder zwischen Standorten, mit attraktiven Preisen oder dem „King“ oder der „Queen“ des Monats sind nur ausgewählte Möglichkeiten.
Fazit: Eine wichtige Zielgruppe
Auch wenn sich der allgemeine Trend in Fitness- und Gesundheitseinrichtungen derzeit auf die Hyrox-Wettbewerbe fokussiert, ist das Auslassen der Zielgruppe „Radsportler“ nicht zu empfehlen. Diese Gruppe gibt im Schnitt pro Jahr zwischen 1000 und 3000 € für ihr Hobby aus. Mit den genannten Angeboten profitieren Inhaber von dieser Leidenschaft für den Radsport.
Jan Paffhausen
Quellen:
- Burt, P. (2014). BIKE FIT. Optimise your bike position for high performance and injury avoidance. London: Bloomsbury.
- McArdle, W., Katch, F. I. & Katch, V. L. (2015). Exercise Physiology. Nutrition, Energy, and Human Performance (8th. Ed.). Baltimore: Wolters Kluwer.
- Mujika, I., Rønnestad, B. & Martin, D. (2016). Effects of increased muscle strength and muscle mass on endurance cycling performance. Journal of Sports Physiology and Performance: 2016 Apr;11(3):283�9. doi:0.1123/IJSPP.2015�0405
- Wagner, A., Mühlenhoff, S. & Sandig, D. (2010). Krafttraining im Radsport. Methoden und Übungen zur Leistungssteigerung und Prävention. München: Urban & Fischer.
‹ Zurück





08.12.2025
Die concept+ BGM und BGF in Kooperation mit der VITALPLUS PHYSIOGRUPPE
08.12.2025
therapro 2026: Kongresse, FitLife Stage und Innovationen
08.12.2025
FREI medical GmbH: Wir sind neu aufgestellt!
05.12.2025
RV Fit Digital
